Kasseler Vereinsforum: Wie Vereine zukunftsfähig werden – Auftakt im Rathaus

hannah busing Zyx1bK9mqmA unsplash
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Zusammen in die Zukunft. (Symbolfoto: Hannah Busing/Unsplash)

Niemand will in den Vorstand und der Nachwuchs fehlt: Auch in Kassel sehen sich Vereine vor Herausforderungen gestellt. Wie sie diese meistern können, darum geht es beim neuen Kasseler Vereinsforum.

Auf großes Interesse ist am 3. Dezember 2024 die Auftaktveranstaltung „Kasseler Vereine im Wandel: Bewährtes bewahren, Neues entdecken“ gestoßen. Im gut gefüllten Bürgersaal des Rathauses ging es von 17.30 bis 19.30 Uhr darum, wie sich lokale Vereine zukunftsfähig aufstellen können.

Sozialdezernent Norbert Wett (CDU) freute sich über ein „volles Haus trotz trockenen Themas“. Es gehe darum, neue Wege zum Engagement zu gehen. Profitieren sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Austausch miteinander. Das Problem laut Wett: Immer mehr Menschen schrecken zurück vor langfristigem Engagement. Zudem sei es in vielen Vereinen schwierig, Vorstände zu besetzen. „Und wer will Vorsitzender werden?“ Diese Frage komme nicht wenigen allzu bekannt vor.

Wett ermutigte die Ehrenamtlichen: „Probieren Sie es trotzdem, man darf auch frühzeitig gehen.“ Schließlich sei Ehrenamt immer zeitlich begrenzt – auch bei einer Rolle im Vorstand. Letztlich zeige die Praxis aber, dass viele Menschen sich leidenschaftlich engagieren und lange dabeibleiben.

Neue Formate finden

Jedoch gelte es, neue Formate zu finden. Dazu soll das neue Kasseler Vereinsforum inspirieren. Es sei möglich, für den eigenen Verein auf der Website der Stadt Kassel zu werben, erklärte Wett. Die Stadt biete schon heute Angebote für Vereine durch das Sozialamt und die Arbeitsgruppe Bürgerschaftliches Engagement. So hätten in den vergangenen Jahren das Fortbildungsbündnis „Pro Ehrenamt“ und zuletzt im September das Ehrenamtsfest „Kassel sagt Danke“ stattgefunden. Hier können sich Vereine gegenseitig kennenlernen und austauschen.

Dr. Jochen Gollbach, Koordinator für bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt der Stadt Kassel, lieferte einen mit Zahlen und Fakten gespickten Vortrag über Engagement in Deutschland. „Wir wollen hier Ihre Themen erfassen, aber wir kennen viele Herausforderungen schon“, sagte er.

Bei allem Abgesang auf das Ehrenamt dürfe man nicht vergessen, dass die Engagementquote insgesamt steigt. „Es gibt immer noch mehr Neugründungen von Vereinen als Schließungen“, so Gollbach. Vermehrte Neugründungen seien typisch für krisenhafte Zeiten. Ein Fünftel aller Freiwilligen seien informell aktiv, ein Viertel würde mehr Zeit investieren. Das zeige der Deutsche Freiwilligensurvey von 2019. Auch gebe es immer mehr Initiativen, die keine Vereinsstruktur aufweisen. Doch auch die Gefahren dürfe man nicht kleinreden: Die Hälfte der Vereine findet nicht genügend Führungskräfte, bei Sportvereinen sind es sogar 60 Prozent.

Team statt Vorstand

Die Gründe dafür, warum sich Menschen nicht an einen Verein binden wollen, seien in der Forschung bekannt. „Die Leute wollen zeitlich flexibel sein und keine Verbindlichkeiten eingehen“, so Gollbach.

Stellvertretend für Vereine, die vor Herausforderungen stehen, diskutierten anschließend vier Vereinsvertreterinnen und -vertreter, wie sie in ihren eigenen Vereinen und Bündnissen mit einer ungewissen Situation umgegangen sind. Nadine Köhler vom Kanu-Sport-Kassel e. V. erläuterte, wie ihr Verein erfolgreich ein sechsköpfiges Leitungsteam statt eines klassischen Vorstands etabliert hat. Und Denis Höfner, zweiter Vorsitzender der ACT Kassel, zeigte auf, wie sich sein Sportverein mittels hauptamtlicher Strukturen und Fördermitteln zu einem Vorreiter in sozialem Engagement entwickelt hat. Auch mit dabei: Antje Proetel von Dakits sowie Regina Körber von der Initiative Trauernetzwerk Kassel.

Beim Format „Eat and talk“ (essen und reden) gruppierten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer danach an Stehtischen und diskutierten, vor welchen Herausforderungen sie stehen. Auf Karteikarten notierten sie ihre Anliegen, die später an Tafeln geheftet und gruppiert wurden. Von rechtlicher Beratung über Nachwuchsgewinnung bis Social Media war vieles dabei.

Im kommenden Jahr will man sich in Arbeitsgruppen zusammenfinden, um die Anliegen zu bearbeiten.

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