Creative Morning in Berlin am 11. März 2016: Falsche Erwartungshaltung?

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Professionell, aber oberflächlich? Der Creative Morning in Berlin am 11. März 2016 (Foto: Paul Bröker)
Professionell, aber oberflächlich? Der Creative Morning in Berlin am 11. März 2016 (Foto: Paul Bröker)

Im ersten Teil meiner Kritik lobte ich den Creative Morning am 11. März 2016 dafür, dass er unbeabsichtigt viele Fragen aufgeworfen hat, die wiederum zu meinem Verdruss aus Zeitmangel nicht beantwortet werden können. Im zweiten Teil beleuchte ich nun meine eigene Erwartungshaltung. Denn es ist einfach etwas zu kritisieren, aber viel schwieriger, seine eigene Kritik zu hinterfragen.

Die Kreativszene in der Provinz

Ich wohne in Kassel, einer Stadt mit knapp 200.000 Einwohnern. Die Creative Mornings finden ausschließlich in Städten statt, die eine ausreichend große Kreativszene vorweisen können. Die Organisation hinter den Creative Mornings hat daher in der Vergangenheit üblicherweise nur Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern eine Lizenz gewährt.

Wollte jemand in Kassel einen Creative Morning organisieren, bräuchte er sehr starke Argumente. Denn die Kasseler Kreativszene ist klein. Zwar bleiben immer mehr (Kunst-)Studenten in Kassel, doch gerade die Stadtverwaltung macht es der Szene nicht leicht, sich Orte zu schaffen, an denen die Kreativität gelebt werden kann. Bestes Beispiel ist die nicht enden wollende Geschichte hinter der Salzmann-Fabrik, einem Industriedenkmal im Kasseler Osten, das dem Verfall preisgegeben ist, seit 2013 der Eigentümer Dennis Rossing der dort ansässigen Kreativszene die Mieten gekündigt hat.

Umso mehr bin ich also gespannt auf den Berliner Creative Morning. Dabei ist es fast schon Zufall, dass ich am 11. März in der Forum Factory auftauche. Wäre ich nicht am Vortag zu einer Bewerbungsveranstaltung in Berlin eingeladen gewesen, so säße ich nicht umgeben von den vielen anderen Leuten auf einem der schwarzen Stühle.

Meine Erwartung ist, dass ich Michael Schmitz kennenlerne und noch ein paar spannende Ideen mit nach Hause nehme. Dass es dazu nicht kommt, hat sicherlich auch mit seinem Vortrag zu tun. Doch nachdem ich jetzt mehrere Tage darüber nachdenke, warum ich mich mit dem Creative Morning nicht ganz anfreunden konnte, komme ich zu einem ganz anderen Schluss:

Das Problem bin ich!

Erstens: Ich komme nicht aus Berlin. Die Veranstaltung macht es sich aber gerade zum Ziel, die dortige Kreativszene zu vernetzen.

Zweitens: Ich habe meine ganze Erwartung in eine Veranstaltung gesetzt – und wurde enttäuscht. Doch es geht bei den Creative Mornings nicht um die einzelne Veranstaltung. Die Creative Mornings sind wie ein Puzzle: mit einem einzelnen Teil kann man mitunter wenig anfangen. Es ergeben sich zwei Gesamtbilder: Das erste besteht aus allen Vorträgen, die während eines Monats unter einem umfassenden Thema stattfinden. Im März war es das Thema „Change“. Das zweite Puzzle ergibt sich aus allen Vorträgen, die in einer Stadt stattfinden. Es wird niemals fertig.

Drittens: Ich ging von einer beidseitigen Kommunikation aus. Und ganz falsch lag ich nicht mit meiner Erwartung. Es ist beabsichtigt, dass sich Vortragende und Zuhörer austauschen. Dafür gibt es die Fragerunde (Q&A). Und vor und nach dem „Talk“ bleibt Zeit, sich kennenzulernen und miteinander zu reden. Das Konzept der Creative Mornings neigt jedoch dazu, dass die Kommunikation einseitig verläuft. Das zeigt sich daran, wie die Vorträge der Creative Mornings auf Video aufgezeichnet und im Internet präsentiert werden. Bei den meisten Videos, die ich mir auf Youtube angeschaut habe, wirken alle Anwesenden bis auf den Vortragenden wie Statisten. Vielleicht sehe ich das aber auch alles viel zu streng und alle anderen sind mit ihrer eher passiven Rolle zufrieden.

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