Von Edixa Auto Vision II bis Nikon D850: Mein bisheriges Leben in Kameras

jonathan kemper yaspG 13ydI unsplash
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Kameras zu sammeln, macht süchtig, aber nicht unbedingt zu einem guten Fotografen. (Foto: Jonathan Kemper/Unsplash)

Eine Biografie zu schreiben, ist mit gerade mal 30 Lenzen anmaßend. Da sich die Fotoapparate in meiner Biografie aber gefühlt schon bis zum Zehn-Meter-Brett des Freibad-Sprungturms stapeln, möchte ich anhand von ihnen meinen bisherigen Lebensweg ablaufen.

Edixa Auto Vision II

Zur Grundausstattung eines jungen, forschen Entdeckers gehören für mich ein Taschenmesser, ein Fotoapparat und ein Fernglas. Heute würde ich sagen: Die aufgezählten Sachen kann jeder, der die Natur und seine Umgebung liebt und erkunden möchte, gut gebrauchen.

Meine erste Kamera, die mir diesen Floh ins Ohr setzte, war die Edixa Auto Vision II. Meine Tante schenkte sie mir zum siebten Geburtstag.

Das Modell ist quasi eine Wegwerfkamera, die man nicht wegwerfen muss. Es gibt keine Einstellmöglichkeiten, sogar der Blitz aktiviert sich bei zu wenig Licht von selbst. Nur einen Kleinbildfilm einsetzen und los geht’s. Selbst die Filmempfindlichkeit, zum Beispiel ISO 200, erkennt der Apparat von selbst.

Die Kamera ist so idiotensicher wie ein Smartphone, bloß dass die Handys heute bessere Fotos machen, die man sofort bei Instagram teilen kann.

Die Brennweite der Edixa ist fix, man kann also immer nur denselben Bildwinkel einfangen: Das Objektiv muss bei 28 mm oder 35 mm Brennweite gelegen haben, vermutlich mit der größten Blendenöffnung f/3.5.

Filme waren schon damals teuer, daher habe ich mit der Edixa maximal 20 Filme geschossen, hauptsächlich von Schulausflügen und meiner Familie. Was man halt so als Sieben- bis Zehnjähriger fotografiert: Freunde, Eltern, Verwandte, Tiere, das eigene Zimmer, den Garten. Kurzum: die eigene unmittelbare Umgebung.

Medion-Digitalkamera von Aldi

Bereits in der dritten Grundschulklasse kamen dann bei den gut betuchten Eltern Digitalkameras auf. Das war circa 2003/04.

Mein Vater erwarb schließlich gebraucht beim Fotohändler auch eine günstige Digitalkamera. Auf ihr stand Jenoptik, sie hatte 5 Megapixel und ein Zoomobjektiv. Damit begann in unserer Familie die Digitalfotografie.

Kurze Zeit später, ungefähr 2005 beim Übergang auf das weiterführende Gymnasium, bekam ich dieselbe Kamera von meinen Eltern geschenkt – nur von einem anderen Hersteller: der Aldi-Eigenmarke Medion. Wie ich heute weiß, hatte nämlich ein ostasiatischer Hersteller im Auftrag westlicher Marken technisch identische Kameras gefertigt.

Gerne habe ich mit dieser Kamera nicht fotografiert. Ich hatte sie nur etwa ein Jahr in Gebrauch. Denn die Kamera war damals eigentlich schon veraltet. Wenn ich mich nicht täusche, hatte sie einen CCD-Sensor, sodass die Farben unrealistisch wirkten.

Doch nicht alles war schlecht an der Medion-Knipse: So konnte die Kamera mit normalen AA-Batterien betrieben werden. Heutige Akkus sind dagegen teuer und man kann sie im Urlaub nicht mal eben im Supermarkt kaufen.

Schon nach kurzer Zeit war die Kamera kaputt und damit unbenutzbar. Es war ein Sandkorn ins Objektiv gelangt. Die Trauer darüber hielt sich in Grenzen.

Canon PowerShot A700

Meine nächste Digitalkamera war Anfang 2006 die Canon PowerShot A700. Es könnte sein, dass mir mein Vater diese Kamera 2005 gebraucht zu Weihnachten gekauft hat.

Diese Kompaktkamera war, wenn man es so sieht, die brauchbare und gut umgesetzte Variante der Aldi-Kamera. Der Apparat hatte ebenfalls ein Zoomobjektiv, 6 Megapixel und konnte sogar filmen. Die Bedienung war Canon-typisch sehr einfach. Mit der Kamera konnte ich sogar Panorama-Aufnahmen machen und später am PC zusammenfügen.

Gerne hätte ich diese Kamera noch länger benutzt, doch 2007 wurde sie mir im Südtirol-Urlaub gestohlen. Ein Miturlauber aus der Schweiz teilte mir ganz betroffen sein Beileid mit. Denn als ich ihm sagte „Ich habe meine Kamera verloren“, verstand er „Ich habe meinen Kamerad verloren“. Das Beileid konnte ich tatsächlich gebrauchen, denn ich hatte die Kamera sehr gemocht.

Canon PowerShot G5

Es musste also eine neue Kamera her, weil ich ohne Fotoapparat schon damals schlecht leben konnte. Smartphones waren 2007 ja noch nicht üblich.

Es dauerte aber noch eine Weile, ehe die nächste Kamera ins Haus kam. Zwischenzeitlich fotografierte ich mit der Canon PowerShot G5 meines Vaters. Es macht auch heute noch Freude, diese Kamera zu benutzen. Viele ihrer Funktionen finden sich sonst nur bei Profikameras. Zum Beispiel kann man mit ihr Tonaufnahmen machen, um seine Fotos später am PC besser zuordnen zu können.

Zudem hat sie einen Graufilter integriert, um auch bei hellem Tageslicht eine große Blendenöffnung nutzen zu können. Leider war schon damals der Autofokus miserabel. Die Kamera eignet sich damit eigentlich nur für unbewegliche Motive, bei denen genug Zeit bleibt, um scharfzustellen.

Canon IXUS 85 IS

Im Jahr 2009 nahm mein Fotoleben dann wieder Fahrt auf. Die erste Bestellung beim Internethändler Amazon überhaupt galt einer Canon IXUS 85 IS. Die Kompaktkamera kostete weniger als 150 Euro und war jeden Cent wert.

Während meiner Teenagerjahre habe ich die meisten Fotos mit diesem Apparat geschossen, bis die Smartphones aufkamen.

Der Autofokus der IXUS 85 IS funktionierte wesentlich zuverlässiger als bei der G5 meines Vaters. Und die Kamera war so schön klein, dass ich sie überall mitnehmen konnte. Zum Schutz legte ich mir eine passende Lederhülle zu, die sehr schick aussah.

Im Nachhinein vermisse ich an der Kamera bloß die Möglichkeit, Raw-Aufnahmen zu machen. Und die ISO-Empfindlichkeit könnte natürlich besser sein. Gerade bei Dämmerung rauschen die Bilder stark. Dafür waren die Farben der JPEGs exzellent. Eine dezente Nachbearbeitung mit Photoshop war auch möglich. Später erweiterte ich die Firmware der Kamera mit dem Canon Hack Development Kit (CHDK) um viele Funktionen, was ziemlich beeindruckend war für eine solch günstige Kamera.

Die Kamera liegt mittlerweile in der Schublade. Der Zoom-Regler klemmt und von der Akku-Klappe ist ein Stück Plastik abgeplatzt. Robust ist die IXUS 85 IS leider nicht.

Canon EOS 550D

Ab 2010 engagierte ich mich bei der Schülerzeitung. Damals waren die Lehrer in Kauflaune und spendierten uns zwei iMacs, ein MacBook, einen hochwertigen Camcorder – und eine Canon EOS 550D.

Das war die erste digitale Spiegelreflex, die ich häufig und gerne benutzt habe. Der Kamera lag ein Zoom-Objektiv mit der Brennweite 18-135mm bei. Damit ließ sich gut filmen, auch damals schon in 1080p. Doch auch die Fotos waren hochwertig dank Raw-Format.

Leider war es nicht meine eigene Kamera. Angefixt von der guten Erfahrung schaute ich mir in der Folge ab 2011 immer häufiger Videorezensionen von neuen Kameras bei YouTube an. Vor allem der englischsprachige Kanal DigitalRev mit den Moderatoren Kai und Lok tat es mir an. Was ich nicht merkte: Irgendwann sollte man mal eine Kamera kaufen und nicht nur darüber reden.

Damals hätte ich gerne eine Canon EOS 5D Mark II gehabt. Das war die erste Spiegelreflexkamera, mit der man hochwertig filmen konnte. Aber die Kamera kostete selbst gebraucht mehr als 2000 Euro – zu viel für mein Schülerbudget.

Panasonic Lumix GH2

Dass es Anfang 2012 dann eine andere Kamera wurde, hatte damit zu tun, dass ich die beste Qualität beim Videofilmen zum besten Preis haben wollte. Für 600 Euro kaufte ich mir daher schließlich beim lokalen Fotohändler eine Panasonic GH2 mit einem Kitobjektiv.

Andrew Reid vom englischsprachigen Blog EOSHD hatte das Modell oft gelobt. Die Videoqualität ist höher als bei der 550D und lässt sich mit einigen Hacks sogar noch ausreizen, was ich ursprünglich vorhatte und weshalb ich mir eine sündhaft teure SD-Karte zulegte. Letztlich nutzte ich trotzdem nur die normalen Modi zum Filmen, war aber dennoch zufrieden.

Die GH2 hat ein Stereomikrofon, einen Klappbildschirm und kann in 1080p aufzeichnen. Nachteile: Sie hatte nur einen kleinen Mikrofoneingang, für den man einen Adapter benötigt. Außerdem waren die Fotofunktionen merkwürdig beschnitten. Beispiel: Wenn man an der Kamera in ein aufgenommenes Bild hereinzoomt, um die Schärfe zu checken, wird das Bild pixelig.

Auch wegen dieser Nachteile trennte ich mich Ende 2014 wieder von der Kamera. Bis dahin hatte ich aber einige Videoprojekte mit ihr umgesetzt, auf die ich im Nachhinein stolz bin.

Zeiss Ikon Contessa LK

Im Jahr 2013 machte ich Abitur und irgendwie gelangte über meinen Onkel eine Zeiss Ikon Contessa LK in meine Hände. Die Kamera wurde Anfang der 1960er-Jahre hergestellt und kam mit einem Lederschutz. Sie funktionierte zwar tadellos, aber am Ende habe ich nur wenige Filme mit ihr belichtet. Das lag daran, dass man bei ihr die Entfernung beim Fokussieren schätzen musste. Ziemlich lästig.

Dafür entschädigte sie mit einem wunderbaren Objektiv. Einem Tessar 50mm f/2.8. Das Objektiv hat eine tolle Bildwirkung und besonders mit Agfa-Diafilm machten die Fotos echt was her. Und: Sie hatte sogar schon einen analogen Belichtungsmesser!

Die Kamera liegt bei mir noch irgendwo in der Schublade, zum täglichen Gebrauch ist sie aber zu schwer und zu umständlich.

Ricoh KR-10X

Mein Vater hatte bereits vor meiner Geburt mit einer Ricoh KR-5 fotografiert. Später ergatterte er erneut ein ähnliches Modell, an dem er seine Objektive nutzen konnte: ein 28mm 2.0, ein 50mm 1.4 und ein 80-200mm 4.0. Das waren gute Objektive, was man auch den Fotos, die er damit gemacht hat, ansieht.

Ich durfte mir einige der Objektive ausleihen. Die KR-10X hatte ich 2014 in einem Regalladen ergattert. Mehr als 20 Euro gab ich damals nicht dafür aus. Etwas klapprig war sie schon.

Noch im selben Jahr sollte diese Kamera eine peinliche Rolle bei einem Fußballspiel im Bremer Weserstadion spielen. Dort verpulverte ich geschätzt zehn Rossmann-Filme, die ich mir kurz zuvor im Bremer Hauptbahnhof gekauft hatte. Vielleicht drei der Filme waren am Ende korrekt belichtet. Mit dem 80-200mm war ich ganz nah am Spielfeld, konnte leider aber nur ein paar brauchbare Motive aufnehmen.

Danach fotografierte ich mit der Kamera kaum noch. Zwar ist es nicht allzu schwer, mit Schnittbild-Indikator und Zeitautomatik zu fotografieren. Aber insgesamt behagt mir seitdem das analoge Fotografieren nicht mehr so sehr. Es wurde immer teurer, die Filme zu kaufen und zu entwickeln und die Ergebnisse waren oft so mau, dass ich lieber mit gebrauchten Digitalkameras experimentierte.

Canon EOS 700D

Manchmal locken Angebote. Und bei der Canon EOS 700D war es letztlich der Preis, der mich die Kamera kaufen ließ. Sie kostete nach Abzug eines Rabatts nur noch circa 420 Euro bei Saturn. Dabei war das 18-55mm Kitobjektiv.

Warum wieder eine Canon? Mir war bewusst: Fürs Filmen gab es bessere Kameras. Aber ich wollte wirklich wieder fotografieren und hatte diesbezüglich schlechte Erinnerungen an die Panasonic GH2. Nun ja: Man bildet sich oft ein, eine Kamera tatsächlich zu benötigen, wenn man sie im Grunde nur begehrt und sich dazu ein verqueres Bild davon ausmalt, welche angeblichen Probleme die Kamera löst.

Dabei war es auch nur eine Kamera, wie jede andere. Sehr solide, mit Touch- und Klapp-Bildschirm. Die Kamera machte alles gut, nichts aber überragend. Die Fotos waren gut, aber nicht besser als bei der 550D von der Schülerzeitung. Die Videos waren tatsächlich nicht so scharf wie bei der GH2. Dennoch machte ich mit der Kamera einige gute Bilder, da man bei einem 18-55mm Objektiv eben schon kreativ werden muss, um ausgefuchste Perspektiven hinzubekommen.

Mitzieher, Zoom-Effekt und ein paar Bilder von unten und oben sind schließlich immer gut, um den Fotos einen Pfiff zu verpassen. Von daher habe ich mit der Kamera vielleicht bessere Fotos gemacht als mit allen anderen danach.

Später kaufte ich mir noch gebraucht ein 50mm 1.8. Dessen erste Version, um genau zu sein. Das war nicht so arg klapprig wie die Version 2. Mein Vater hatte später die noch bessere STM-Version.

Canon EOS C100

Langsam wird’s peinlich, ich gerate in Erklärungsnöte. 2017 war ich im zweiten Semester meines Soziologiestudiums. Ich sehnte mich nach einer Herausforderung. Also durchstreifte ich die deutschlandweiten Annoncen bei Ebay Kleinanzeigen nach professionellen Videokameras – und wurde fündig.

Jemand in Süddeutschland verkaufte eine Canon EOS C100 (Mark I) für circa 1700 Euro. Eigentlich zu viel. Aber ich wollte einmal eine solche Kamera besessen haben. Heute gibt es selbst die C300 für weniger als 1000 Euro, damals leider nicht.

Bei der Kamera war praktisch alles dabei: Akkus, Zubehör und auch ein kleiner externer Monitor. Bis auf die Akkus benötigte ich eigentlich nichts davon. Selbst eine Lupe für den Bildschirm, die ich noch dazu kaufte, erwies sich als nutzlos.

Der hohe Kaufpreis für die Kamera spornte mich an, meine Videos auch zu verkaufen. Schon das erste Video wurde ich los. Bei einer Benefizveranstaltung in meiner Heimatstadt drehte ich mehrere Clips, schnitt alles zusammen und vertonte das Video anschließend. Die Internetredaktion meiner Lokalzeitung nahm das Video gerne. Im Anschluss drehte ich bis Anfang 2018 rund 30 Videos über lokale Themen für die Zeitung. Auch die documenta, die 2017 stattfand, begleitete ich mit mehreren Videos, die mitunter heute noch auf YouTube auffindbar sind.

Die C100 war ein richtiges Arbeitstier. Leider hatte sie kein Autofokus-Update erhalten, sodass nur ein normaler Autofokus möglich war. Durch einen Knopfdruck konnte damit einmalig der Fokus bestimmt werden. Der Dual-Pixel-Autofokus von Canon erlaubte eigentlich schon damals auch die Nachverfolgung von Objekten, war jedoch nur gegen ein aufpreispflichtes Update erhältlich.

Dennoch kam ich mit der Kamera gut zurecht. Aber sie war schwer, obwohl ich meist nur das 18-135mm STM Objektiv an ihr verwendete, das dank Plastikkonstruktion nicht viel zum Gewicht beitrug.

Meist filmte ich mit einem Videomonopod von Manfrotto. Dieser ermöglichte auch Schwenks und Neigungen, wie man es von richtigen Dreibein-Stativen kennt. Mit den Resultaten bin ich noch heute sehr zufrieden. Ich frage mich jedoch, ob meine Arbeitsweise nicht schon damals veraltet war. Die meisten jungen Filmer nutzten Sony A7 DSLM mit Gimbals. Das gab deren Videos mehr Bewegung. Meine Filme dagegen waren eher konservativ. Ich konzentrierte mich auf gute Ausschnitte und passende Bewegungen.

Nachdem die Nachfrage nach Videos abebbte und ich irgendwann auch keine Zeit und Lust mehr auf die aufwendigen Produktionen gehabt hatte, verkaufte ich die Kamera an eine junge Filmemacherin, die sogar in Kassel vorbeikam, um die Kamera abzuholen. Leider wurde ihr die Kamera nur wenige Zeit später am Flughafen gestohlen.

Canon EOS 7D Mark II

Für manche Projekte sehnte ich mich 2017 nach einer hochwertigen Zweitkamera. Die Wahl fiel schließlich auf die Canon EOS 7D Mark II. Sie war die professionellste Fotokamera, die ich bis dahin besessen hatte und wieder ein Schnäppchen, für das was sie bot. Diesmal schlug ich bei Mediamarkt zu. Dort kostete sie, wenn ich mich recht entsinne, nur 1300 Euro, was ungefähr 400 Euro günstiger war als vergleichbare Angebote.

Die Kamera konnte zehn Bilder pro Sekunde abfeuern. Dafür waren aber teure CF-Karten erforderlich, die ich mir natürlich zulegte. Dazu rüstete ich weiter bei den Objektiven auf: Ich erstand gebraucht ein 10-18mm, ein 70-200mm 4.0 und ein 24-70mm 2.8. Mit letzterem wurde ich nicht glücklich. Irgendwie fokussierte es nie richtig und ich hätte es einschicken müssen.

Die Bildqualität der 7D Mark II war nur unwesentlich besser als die der 700D. Aber durch das robuste Gehäuse machte die Kamera echt was her. Mir fiel die Bedienung anfangs nicht so leicht, da die Kamera das große Daumenrad hat und mehrere Schultertasten, die sehr eng aneinander liegen – wie bei der 5D-Serie. Sicherlich ist das Gewöhnungssache. Doch richtig warm wurde ich mit der Kamera nicht. Zusammen mit den ganzen Objektiven erschien sie mir viel zu schwer für meine gelegentlichen Fototouren durch die Stadt.

Fujifilm Instax Wide 200

Viele Schnäppchen zusammengenommen ergeben nicht unbedingt einen Deal. Stattdessen hat man auf einmal Unmengen an Kameras und Equipment in der Bude herumliegen, wovon man nur weniges sehr häufig benutzt.

So überrascht es nicht, dass ich die Fujilm Instax Wide 200 nur selten heraushole. Sie ist ein Gimmick für Partys. Doch selbst da macht sie nicht so viel her wie eine Polaroid-Kamera. Immerhin sind die Sofortbilder nicht so teuer wie beim Original. Und man bekommt sie eigentlich überall, wo es noch Film gibt.

Fujifilm X-T3

Eine Kamera, die man im Prinzip lieben kann, war meine nächste: die Fujifilm X-T3. Ich wollte nach der Canon EOS 7D Mark II nicht mehr professionell fotografieren, jedenfalls nicht mehr mit so viel Equipment, das nur in einen großen Rucksack passt. Also bin ich zum Fotohändler, habe sämtliche Canon-Linsen eingepackt und samt der Canon EOS 7D Mark II gegen die X-T3 getauscht.

Ich hätte es lassen sollen. Der Look der Fuji-Kameras im Stile einer Retro-Spiegelreflex hatte mich angezogen. Viele Amateure, die eine schicke Kamera zum Mitnehmen wollten, entschieden sich damals für Fujifilm-Kameras wie zum Beispiel die X100.

Die Kameras haben durchaus ihre Existenzberechtigung. Leider haben sie zumindest bei meiner Art der Fotografie einen Haken: Die Rädchen, mit denen man alles manuell verstellen kann, sind im Regelbetrieb eher hinderlich.

Beispiel: Ich möchte schnell von der Zeit- auf die Blendenautomatik wechseln. Dazu muss ich bei Fujifilm das Zeiträdchen auf meine gewünschte Zeit stellen und die Blende auf Auto. Das Problem dabei: Die Autoeinstellung „A“ liegt bei Objektiven, die keinen eigenen Blendenring haben, im Bildschirm-Menü ganz rechts hinter der Blendenzahl f/22. Bis man da ist, hat man bei Nikon, Sony und Canon schon längst auf S bzw. Tv umgestellt. Will man wieder zurück, beispielsweise weil man nur einen Mitzieher machen wollte, geht das Spiel wieder von vorn los.

In der Street-, Blümchen-, Porträt-, Lifestyle- etc. Fotografie spielt diese Umständlichkeit sicherlich keine große Rolle. Dort fotografiert man ohnehin manuell oder ausschließlich mit Zeitautomatik. Die Blendenautomatik spielt eine viel geringere Rolle.

Eine Kamera nur aufgrund einer mangelhaften Funktion auszuschließen, ist natürlich absurd. Für mich kam jedoch erschwerend hinzu, dass die Objektive für Fujifilm leider sehr teuer sind und es zumindest damals keinen Gebrauchtmarkt für günstiges Zubehör gab. Ohne großes Budget hatte ich am Ende nur das Kitobjektiv 18-55mm 2.8-4.0, was zugegebenermaßen sehr gut ist. Hinzu kamen später noch das 27mm 2.8 Pancake sowie ein 55-200mm Tele.

Anfang 2021 musste ich die X-T3 dann in Reparatur geben. Der Autofokus war defekt, weshalb ich die Kamera zum Händler brachte. In der Zwischenzeit fotografierte ich wieder mit einer Canon EOS 700D, die sich mein Vater zugelegt hatte, und kam damit überraschend gut zurecht.

Nikon D7000

Um die Zeit bis zur Wiederkehr der X-T3 zu überbrücken, kaufte ich mir gebraucht über lokale Kleinanzeigen eine Nikon D7000. Dabei waren ein Lowepro-Rucksack, das Kitobjektiv 18-105mm, die Standardlinse 50mm 1.8 sowie der Systemblitz SB-700. Für alles zusammen zahlte ich gerade mal 400 Euro, was selbst 2024 preislich nicht zu schlagen ist.

Ohne große Erwartungen beeindruckte mich die D7000 nachhaltig. Die Kamera hat viele Bedienelemente und ist ungefähr auf einem Level mit einer Canon EOS 7D (Mark I). Dabei hat sie einen anderen Bild-Look, der mir jedoch zusagt.

Leider fiel mir die Kamera schon kurz nach dem Kauf auf einem Parkplatz auf Asphalt, wobei das Display zersplitterte. Ich reparierte sie mit einem Ebay-Ersatzteil und verkaufte sie schließlich.

Doch ich war plötzlich auf den Nikon-Geschmack gekommen. Mir fiel auf: Die Kameras sind total unterbewertet – preislich als auch von der Leistung. Ja, Nikon hinkte Ende der 2000er-Jahre bei den Videofunktionen hinter Canon und Panasonic hinterher. Aber zum Fotografieren waren die Modelle ausgereift.

Nikon D300s

Mein nächstes Schnäppchen war eine Nikon D300s, die ich ebenfalls lokal über Kleinanzeigen kaufte. Dabei waren ein 18-70mm Objektiv, ein Metz AF-1 58 Blitz und der Original-Fernauslöser.

Mit zwei Kameras war ich eigentlich gut ausgestattet zu dem Zeitpunkt. Ich gierte aber auch nach einem Weitwinkel- und einem Teleobjektiv. Also kaufte ich gebraucht ein 10-24mm und ein 70-300mm. Damit machte ich bei der Zeitung im Volontariat hervorragende Fotos, die ich in der Nachbetrachtung kaum übertroffen habe – selbst mit besserem Equipment.

Letztlich trennte ich mich jedoch wieder von allen Nikon-Kameras mit kleinerem APS-C-Sensor und den dazugehörigen Objektiven.

Nikon D700

Ich entschied mich stattdessen für eine gebrauchte Nikon D700, die besonders in der Dunkelheit bis ISO 3200 brauchbare Aufnahmen machte. Mit dabei war der passende Batterie-Griff. Eine Schwachstelle zeigte sich schnell: Der Gummigriff löste sich in der Hitze des Sommers nach jedem Gebrauch immer mehr ab. Ich musste mir einen Fake-Griff von Ebay mit der Schere zurechtschneiden. Der hält aber bis heute.

Für die neue Kamera benötigte ich auch neue Objektive. Nur das 50mm 1.8 und das 70-300mm waren mit der D700 kompatibel. Ich kaufte also gebraucht weitere Objektive: das 24-70mm 2.8, das 70-200mm 2.8 VR2 und das 14-24mm 2.8. Damit deckte ich von 14 bis 200mm alle Brennweiten ab.

Hinzu kam der professionelle Systemblitz SB-910 und irgendwann auch ein älteres 105mm 2.8 Makro.

Die Kamera besitze ich auch heute noch. Leider hakt das Blendenrad und die Kamera ist dadurch etwas unzuverlässig. Weitere Schwachpunkte: Ohne Batteriegriff ist die Geschwindigkeit mit fünf Bildern pro Sekunde für Sportfotografie zu lahm. Außerdem könnte das Display weniger spiegeln. Sonst ist die Kamera aber weiter spitze. Ich bin immer wieder fasziniert, wie gut sich die Raw-Dateien entwickeln lassen. Das „Vibrant“-Farbprofil macht bereits aus den internen JPEGs echte Hingucker.

Nikon D3

Über die Nikon D3 könnte ich eigentlich das Gleiche wie über die D700 erzählen. Ich habe sie 2021 beim lokalen Fotohändler für 600 Euro gekauft, tauschte dagegen aber das 10-24mm und das 70-300mm ein, sodass ich nur 100 Euro für die Kamera zuzahlen musste.

Die Rädchen funktionieren im Gegensatz zu denen an der D700 wunderbar. Leider gibt es keine Originalersatzteile mehr für die alten Kameras. Gerade die Akkus entladen sich manchmal wie aus dem Nichts. Neben einem Original-Akku habe ich noch zwei Kopien, die eine höhere Kapazität haben – jedenfalls auf dem Papier.

In der Folge erstand ich gebraucht noch ein passendes 28mm 2.8 und einen Zweifach-Telekonverter für das 70-200mm 2.8.

In letzter Zeit experimentiere ich mehr mit Systemblitzen. Zunächst setzte ich dafür auf batteriebetriebene chinesische YongNuo-Trigger, stieg aber Ende 2022 auf das SC-29 Blitzkabel von Nikon um, weil es keine Batterien benötigt, dadurch zuverlässiger arbeitet und für die meisten Aufgaben genauso gut geeignet ist.

Nikon Z6

Warum nicht mal wieder filmen? Das war der Beweggrund, mir im Juli 2022 gebraucht eine Nikon Z6 beim lokalen Fotohändler zu kaufen. Denn die Kamera kann in 4K/UHD filmen. Der Preis war mit 1100 Euro wirklich fair. Leider hatte ich an der Kamera wenig Freude.

Vordergründig lag das daran, dass sie mir kein halbes Jahr später gestohlen wurde. Im Januar 2023 war ich einen Moment nicht aufmerksam und da war sie weg, mitsamt teurem Zubehör und einem Objektiv, das ich erst drei Wochen vorher gekauft hatte: ein 24-200mm.

Aber auch sonst wurde ich mit der Kamera nicht richtig warm. Im Vergleich zu den Spiegelreflex-Modellen sind die Funktionen zwar umfangreicher. Angefangen vom Filmmodus bis hin zu WLAN und Touchdisplay. Selbst der zunächst schlechte Autofokus verbesserte sich mit einem Firmware-Update, das ich direkt nach Kauf einspielte.

Jedoch ist das Gehäuse für mein Empfinden zu klein geraten. Dadurch fehlen auch viele Knöpfe, an die ich mich bei den professionellen DSLR von Nikon gewöhnt habe. Immerhin ließen sich die meisten Objektive, aber auch nicht alle, mit dem FTZ (II) Adapter weiter nutzen.

Nikon D300

Immer auf der Suche nach Schnäppchen schlug ich Anfang 2023 wieder einmal bei Kleinanzeigen zu: eine Nikon D300 mit Original-Griff für 90 Euro. Da konnte ich nicht Nein sagen.

Ich erinnerte mich an die kontrastreichen Farben der D300s und bin nach wie vor überzeugt: Da habe ich einen Schnapper gemacht. Die Unterschiede zwischen D300 und D300s sind marginal. Am auffälligsten: Der Steuerknüppel hat kein „OK“ in der Mitte und das Speicherkartenfach hat einen anderen – bei der D300 unpraktischeren – Verschluss. Außerdem hat die D300s ein SD-Kartenfach zusätzlich zum CF-Fach und ist insgesamt etwas schneller.

Dennoch habe ich sie im Frühjahr 2024 veräußert wegen Nichtbenutzung.

Nikon Z30

Ein Muster wiederholt sich. Auf der Pirsch im Elektronikmarkt entdeckte ich im April 2023 eine Nikon Z30. Ich konnte es kaum glauben und musste den Saturn-Verkäufer hinzuziehen: Soll die Kamera wirklich nur 499 Euro kosten? Die Z30 bekam ich im Vlog-Bundle mit einem Ministativ und dem 16-50mm Objektiv. Das Kit kostet laut unverbindlicher Preisempfehlung von 2022 eigentlich 899 Euro.

Was mich spontan überzeugte: Die Kamera ist klein, handlich und kann in 4K/UHD filmen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nach dem Diebstahl der Z6 keine andere Kamera mehr außer meinem iPhone 12, mit der ich bei Bedarf mal ein Video drehen könnte.

Des Weiteren sollte sich der Autofokus als brauchbar herausstellen. Und die vielen Funktionen! Die Kamera hat mehr Features als manche Pro-DSLR von Nikon.

Nachteile hat die Mini-Cam aber auch: Es fehlt ihr der Kopfhörereingang, was bei einer Selfie-Kamera jedoch nachvollziehbar ist. Und, sehr schmerzlich: Es gibt leider auch optional keinen Sucher, der sich aufstecken lässt. Damit scheidet die Kamera eigentlich für mich als reine Fotokamera aus. Einzig die tolle Bildqualität und das gute Klappdisplay heben die Kamera damit fototechnisch von einem guten Smartphone ab.

Von der Verwendung von F-Optiken mittels FTZ-Adapter rate ich bei dieser Kamera dringend ab. Es ist absurd, wie selbst ein einfaches 50mm-Objektiv überhängt. Das macht überhaupt keinen Spaß. Immerhin hat Nikon mittlerweile einige Z-Objektive im Sortiment, die extra für APS-C-Sensoren gemacht sind.

Auf ein paar Städtetrips habe ich die Kamera gern benutzt. Jedoch fehlte mir zur seriösen Fotografie doch ein Sucher. Daher habe ich mich im Frühjahr 2024 von der Kamera ebenfalls getrennt.

Nikon D850

Hier steh’ ich nun, ich armer Tor, und bin so schlau als wie zuvor. Mit jeder neuen Kamera kommen neue Bedienelemente und Gewichtsklassen hinzu. Aber am Ende machen alle Kameras nur Fotos.

Das Kapitel digitale Spiegelreflex ist mit der D850 auserzählt. Es sei denn, Nikon bringt irgendwann nochmal eine neue Sammler-DSLR auf den Markt. Die Chance dafür ist gering; die Zukunft gehört den spiegellosen Systemkameras (DSLM).

Für meine Sammlung kämen dagegen nur weitere gebrauchte Superschnäppchen infrage – als Sammlerobjekte zum gelegentlichen Fotografieren. Nun möchte ich zunächst meine vorhandenen Objektive mit der besten verfügbaren Nikon-DSLR nutzen können: der D850.

Dabei ist die D850 praktisch heute schon eine Sammlerkamera. Ich habe sie im August 2023 für 1400 Euro gebraucht bei einem lokalen Fotohändler gekauft. Schon kurz nach Kauf ließ ich sie zu Nikon einschicken, da die Superimposer-Scheibe für den Autofokus einen Defekt aufwies. Ich hatte davor noch nie von diesem Begriff gehört. Kaum hatte ich die Kamera zurück, musste sie erneut zu Nikon nach Düsseldorf: Die Kamera löste nicht mehr aus. Da haben die Techniker wohl ein Käbelchen nicht richtig gesteckt.

Ich hatte die Kamera keine drei Tage zurück, als ich wieder den verdächtigen Fleck an der Superimposer-Scheibe entdeckte. Die Kamera ging abermals zurück. Hier lobe ich mir jedoch den deutschen Nikon-Kundenservice: Als Ersatz bekam ich ein Modell mit weniger Auslösungen im tadellosen Zustand zurück.

Hinzu kamen noch ein 85mm 1.8 AF und ein 50mm 1.4 AF-D – natürlich wieder gebraucht, aber in sehr gutem Zustand. Ein mir bekannter Kasseler Fotograf bot mir sein 35mm 1.4 Art von Sigma zum Freundschaftspreis an, wozu ich nicht nein sagen konnte.

Was die Zukunft bringt

Ich hoffe, meine Kamera-Sammelleidenschaft lässt nach. Schließlich geht das ziemlich ins Geld. Die verbliebenen neun Modelle sind eigentlich genug. Noch benötige ich für sie immerhin keine Vitrine:

  • Nikon D850 (2017)
  • Canon IXUS 85 IS (2008)
  • Nikon D700 (2008)
  • Nikon D3 (2007)
  • Fujifilm Instax Wide 200 (2000)
  • Edixa Auto Vision II (1998)
  • Ricoh KR-10X (1983)
  • Minox 35 GT (1981)
  • Zeiss Ikon Contessa LK (1962)

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