OB-Wahl 2023 in Kassel: Die Plakate

Uebersicht Kandidaten OB Wahl 2023 Kassel
Uebersicht Kandidaten OB Wahl 2023 Kassel
Die Kandidaten bei der OB-Wahl 2023 in Kassel im Überblick: (von links) Carqueville (SPD), Schoeller (Grüne), Geselle (unabhängig), Kühne-Hörmann (CDU), Bock (Linke), Käufler (PARTEI) (Montage: Paul Bröker)

Die Kasseler OB-Wahl findet am 12. März 2023 statt. Sechs Kandidaten stellen sich den Bürgern. Ich schaue mir hier die Plakate der Aspiranten genauer an und gebe meine ganz persönliche Einschätzung ab, wer das Rennen machen wird.

Isabel Carqueville (SPD)

Plakate: (Klick auf Foto öffnet Galerie.) Isabel Carqueville macht mit ihrem Gesicht Wahlkampf. Sie guckt relativ neutral und dadurch vertrauenerweckend in die Linse. Ihr Porträt ist jedoch sehr eben, mit Tageslicht ausgeleuchtet – langweilig. Gut: Ihr Name ist markant gesetzt und daher hervorragend zu lesen. Das „Q“ ist jedoch gewöhnungsbedürftig. Sie bringt ihre Themen Arbeit, Aufbruch (gegenüber Geselle) und Bildung knapp auf den Punkt. Für mich gestaltungstechnisch die gelungensten Plakate. 4/5 Punkten

Einschätzung: Zu Isabel Carqueville habe ich keine Meinung. Das wird demnach zu ihrem Problem. Denn niemand kennt sie. Nur die Genossen und ihre Angehörigen wissen, wer sie ist. Wenn man es mit der SPD hält, dann wählt man sie – oder den abtrünnigen Christian Geselle. Auf den Wahlplakaten macht sie sich für Bildung stark. Was das konkret heißt, habe ich bislang nicht verstanden. Allein ihre Tätigkeit für die Lehrergewerkschaft kann es nicht sein. Außerdem sind Lehrer in der Bevölkerung nicht beliebt, weil sie so viel verdienen und dann noch eine fette Pension bekommen, viel Urlaub haben und über unsere Kinder richten dürfen.

Tipp: 19 Prozent. Sie schafft es knapp nicht in die Stichwahl.

Sven Schoeller (Bündnis 90/Die Grünen)

Plakate: Hier will sich jemand als Macher inszenieren. Die Plakate erinnern an die Christian-Lindner-Reklame der FDP. Aus grafischer Hinsicht sind sie toll, da sehr reduziert, aber das reicht nicht. Sie werben nicht ausreichend für den Kandidaten. Sven Schoellers Gesicht ist zu klein und zu weit weg. Das Wortspiel verfängt nicht: „Lebendiger Schoeller Weiter.“ Das können schon Achtklässler besser. 3/5 Punkten

Einschätzung: Ich weiß auch über Sven Schoeller sehr wenig. Über die Presse ist bekannt, dass er sich mit Mobilitätsthemen auskennt und dazu eine fahrradfreundliche Meinung hat. Er arbeitet als Rechtsanwalt, kommt also mitunter auch bei konservativen Wählern gut an. Aber sonst bleibt Schoeller für mich blass. Er könnte bei jüngeren Wählern gute Chancen haben, besonders im studentischen Umfeld. Dem Designkollektiv Raamwerk, bekannt für die Sperrung der Unteren Königsstraße, gefällt seine Wahlkampf-Reklame bei Instagram. Auch bei den Linksgrünen im Vorderen Westen wird er punkten können.

Tipp: 23 Prozent. Er schafft es hinter Christian Geselle in die Stichwahl, wird dann aber nicht OB.

Christian Geselle (unabhängig)

Plakate: Was sich die Gestalter bei der Schriftwahl gedacht haben? Wohl nicht viel. Wird hier Reklame für den Kinderzirkus gemacht oder für das OB-Amt? Die Plakate wirken nicht durchdacht. Christian Geselle sieht extrem rosig auf ihnen aus, als wollte er Werbung für die Kinderschokolade oder Brandt-Zwieback machen. Die Anzüge vermitteln dagegen Seriosität und unterstreichen: Ich kann’s auch in Zukunft. Die Pose ist jedoch arg verkrampft und mit seinem Namen sollte man lieber nicht spielen („Gesellige Feiertage“) – und ihn lieber auch nicht zu klein aufs Plakat drucken. Insgesamt ein peinlicher Eindruck, der durch die Gestaltung entsteht. 1/5 Punkten

Einschätzung: Der mögliche Titelverteidiger. Er steht für eine Bastapolitik, die nicht erklärt, sondern über andere Köpfe hinweg herrscht. Zudem hat er schon etliche Luftschlösser gebaut: Wo ist etwa der Plan B für das documenta-Institut? Zugute halte ich ihm, dass er für die Stadt dringend benötigte Mittel mobilisiert hat, indem er einen Schattenhaushalt für städtische Schulbauten geschaffen hat. Er wird wieder gute Chancen haben, denn er ist sehr gut vernetzt und die Wahlkampfgeschenke, zum Beispiel das Energiegeld von 75 Euro, sind bei Geringverdienern gut angekommen. Gerade im migrantischen Milieu kann er wohl auch wuchern. Er steht als Polizist und Jurist für Recht und Ordnung. Also für Gleichbehandlung. Das kommt unter Zugewanderten gut an.

Tipp: 29 Prozent. Er bleibt OB. Dafür muss er aber zuerst in die Stichwahl – als derjenige mit den meisten Stimmen.

Eva Kühne-Hörmann (CDU)

Plakate: In der zweiten Januarwoche habe ich in Kassel verhältnismäßig wenige Plakate von Eva Kühne-Hörmann (EKH) gesehen. Zudem sind sie so blass und unauffällig, dass man sie leicht übersieht. Dabei hat die CDU mit Orange eine gute Corporate-Design-Farbe, die EKH etwas mehr Pepp hätte verpassen können. Das Foto sieht professionell aus, auch wenn es scheint, als hätte hier ein Retuscheur ordentlich nachgeholfen, um aus EKH eine Schönheit zu machen. Vielleicht ist es aber auch nur die vorteilhafte Lichtsetzung. Inhalte vermisst man dagegen beziehungsweise sind sie so nichtssagend, dass man sie auch einfach weglassen könnte. 2/5 Punkten

Einschätzung: Es wirft in meinen Augen ein schlechtes Licht auf die CDU, dass sie eine Landtagspolitikerin zurückholen muss, weil ihr selbst das kommunale Personal für eine solche Position fehlt. Eva Kühne-Hörmann ist neben Christian Geselle dadurch aber die prominenteste Aspirantin.

Tipp: 14 Prozent. Sie verfehlt damit die Stichwahl.

Violetta Bock (Die Linke)

Plakate: Die Linke macht als einzige Partei einen inhaltlichen Wahlkampf mit ihrer Kandidatin Violetta Bock. Die Motive zu Tarifkämpfen und Verkehrswende sind von der Gestaltung okay, doch etwas zu überladen und unruhig. Man weiß nicht, wo man zuerst hinschauen soll, und der Name Bock geht völlig unter. Das Porträt ähnelt dem von Carqueville, ist jedoch beim Hintergrund zu uneindeutig. Was soll das darstellen? Beim SPD-Plakat ist der Kassel-Bezug auszumachen, hier wirkt es so, als wäre es vorm Parteibüro geknipst worden. Ein Reinfall ist das Plakat „Kassel für alle“. Grundsätzlich ist die Idee nachvollziehbar, auch Zugewanderte ansprechen zu wollen. Jedoch ist schon aus drei Metern Abstand gar nichts mehr zu entziffern. 2/5 Punkten

Einschätzung: Die 35 Jahre alte Linken-Politikerin ist mir schon mit eloquenten und kämpferischen Reden in der Stavo aufgefallen. Zumindest nehme ich ihr das, was sie sagt, auch ab. Ob sich mit ihr als OB irgendwas verändern könnte, bleibt fraglich. Dazu ist die Linke in der Stavo zu bedeutungslos. Link(sliberal)e Idealisten könnten Bock womöglich eine Chance geben.

Tipp: Sie schafft 12 Prozent, was nicht für die Stichwahl reicht.

Stefan Käufler (PARTEI)

Plakate: Kein lokaler Bezug, kein Porträtfoto, gar nichts. Die Plakate von PARTEI-Kandidat Stefan Käufler sind eine optische Verweigerungshaltung. 0/5 Punkten

Einschätzung: Ihn nehme ich nicht ernst – er sich ja auch nicht. Sorry!

Tipp: 3 Prozent. Unbedeutend, ein paar lausige Prozente werden es wohl dennoch werden.

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