
Dein neuer Mac kann „out of the box“ schon sehr viel. Doch nicht alle Apps liefern dir die beste Leistung. Wo kann Software von Drittherstellern glänzen?
Voilà, da steht er: dein neuer Mac! Vielleicht noch verschweißt, du musst nur noch die Folie abziehen, die sorgsam gestaltete Verpackung öffnen und ihn hochfahren.
Eigentlich kannst du sofort loslegen. Ein Apple-Konto hast du vielleicht schon, wenn du auch ein iPhone besitzt. Selbst wenn nicht: Die Apple-ID ist in weniger als 10 Minuten eingerichtet.
Dann mal los: Den ersten Brief texten, die erste Mail empfangen, das erste Stück hören. Apple bietet alle nötigen Programme frei Haus. Deine täglichen Aufgaben erledigst du im Handumdrehen. Nicht mal EINE Software musst du auf deinem neuen Mac noch installieren.
Doch mal ehrlich: Zwar sind Apples Apps nicht schlecht, aber für viele Zwecke gibt es Besseres. Hier stelle ich dir ein paar Alternativen zur Apfelkost vor.
Neuer Mac am Start: Diese Office-Programme rocken
Apple liefert dir Pages, Keynote und Numbers mit. Die Programme sind spitze – solange du im Apple-Ökosystem bleibst. Das Problem: Die Formate sind nicht kompatibel zu OpenOffice oder Word. Oft treten Probleme auf, wenn Apple neue Funktionen in die Programme einbaut. Eine neue Pages-Datei kannst du mitunter nicht mit einem alten Mac öffnen.
Wenn du nicht vorhast zu wechseln, und deinen neuen Mac aktuell hältst, kannst du jedoch ohne Bedenken mit den Apps arbeiten. Und: Du kannst immer in gängige Formate „exportieren“. Leider ist das etwas umständlich und du erreicht nicht immer die Formatierung von Microsoft Office, das in vielen Unternehmen Standard ist.
Privat kannst du damit vielleicht leben. Für Schule und Uni reicht’s wohl auch. Viele Unis bieten ja sowieso eine gratis Office-365-Lizenz an, die auch auf dem Mac läuft. Privat lohnt sich Microsoft Office für Apple-Nutzer aber eigentlich nicht.
Fazit: Meist reichen Pages, Keynote und Numbers aus. Die Opensource-Programme OpenOffice oder LibreOffice sind ebenfalls für den Mac kostenfrei erhältlich. Wenn du es günstig oder kostenlos bekommst, spricht auch nichts gegen Microsoft Office. Oder du machst mal einen Ausflug in die Cloud: Bei Google Docs kannst du gemeinsam an einem Textdokument (sowie Tabellen und Präsentationen) arbeiten und Änderungen einfach nachvollziehen. Aber Achtung: Google kann vermutlich alles mitlesen, was du dort erstellst.
Neuer Browser für deinen Mac: Probier’s mal Brave
Apropos Googeln. Auch ohne neue Programme ist das am Mac kein Problem. Der Browser Safari ist ja schon dabei.
Ich bevorzuge hingegen den Brave Browser. Der baut auf dem Softwaregerüst auf, das auch Google Chrome nutzt. Praktisch daran: Dadurch kannst du alle Erweiterungen nutzen, die im Chrome-Webstore verfügbar sind. Brave legt anders als Chrome viel Wert auf Datenschutz. Ein zusätzlicher Adblocker ist nicht nötig. Gewöhnungsbedürftig an Brave ist der Basic Attention Token (BAT). Das ist eine Kryptowährung, mit der Brave belohnt, dass du dir Werbeanzeigen ansiehst. Die Währung kannst du dir sogar auszahlen lassen und mit ihr handeln. Die meisten Nutzer werden damit nichts anfangen können. Das System schadet dir aber auch nicht. Du brauchst es nicht antasten und kannst die Brave-Reklame auch abschalten.
Es gibt eine Vielzahl weiterer empfehlenswerter Browser neben Safari: zum Beispiel Firefox, Opera und Edge. Brave hat mich aufgrund seiner Schnelligkeit und des Datenschutzes überzeugt. Bis vor kurzem habe ich Chrome benutzt. Der Wechsel war problemlos. Ich surfe jetzt nahezu werbefrei und kann meine Chrome-Erweiterungen weiter nutzen.
Noch nie was von IINA gehört? Dieser Mediaplayer für deinen neuen Mac ist spitze
Du hattest früher mal einen iPod? Vielleicht gehörst du auch schon zur Generation Smartphone und kannst mit Classic, Nano, Shuffle und Touch nichts mehr anfangen? Macht nichts.
Auch Apple kann mit dem iPod kaum noch etwas anfangen. Während es früher unabdingbar war, ist das iPod-Begleitprogramm iTunes heute aus MacOS verschwunden. Die Dateiverwaltung übernimmt ein Reiter im Finder und für Musik und Podcasts bietet Apple wie beim iPhone eigenständige Apps.
MP3s spielen im Streaming-Zeitalter kaum noch eine Rolle. Die Musik-App spielt sie aber klaglos ab. Wahrscheinlich nutzt du sowieso Spotify, Deezer, Tidal, Amazon Music oder einen anderen Streaming-Dienst. Alle bieten eigene Mac-Apps.
Bei Videos sieht die Sache ähnlich aus. Du schaust deine Serien und Filme bestimmt nur noch über Streaming-Portale im Browser. Für Smartphones, Tablets und Fernseher bieten Netflix, Disney+ und Co. spezielle Apps. DVDs, Blu-rays und Videodateien sind nicht mehr angesagt.
Wenn dein Mac noch ein DVD-Laufwerk hat oder du Videodateien abspielen möchtest, kannst du Quicktime nutzen. Das ist beim Mac dabei, spielt aber nicht alle Formate ab.
Besser geeignet ist der VLC-Player. Leider ist der Alleskönner mit der Zeit ziemlich aufgebläht. Ein Geheimtipp für deinen neuen Mac ist IINA. Damit lassen sich ebenfalls fast alle Video- und Ton-Formate abspielen. Der Player ist jedoch besser als VLC an MacOS angepasst. Es gibt sogar eine Bild-in-Bild-Funktion, sodass du in einem kleinen Fenster nebenher Videos streamen kannst. Es lassen sich sogar YouTube-Videos abspielen.
Kreativ mit dem neuen Mac: Diese Apps ergänzen iMovie und Co.
In der Kreativecke schlägt das Herz des Macs. Während du unter Windows ohne Zusatzsoftware mit dem grottenschlechten Movie Maker Vorlieb nehmen musst, könntest du auf dem Mac selbst deinen Independent-Film mit dem integrierten iMovie schneiden.
Wenn’s mehr sein darf, ist das kostenpflichtige Final Cut unschlagbar. Es gibt ähnliche Programme in derselben Liga: Davinci Resolve (in der Basisversion kostenlos) und Adobe Premiere. Aber die sind nicht so gut ans Betriebssystem angepasst.
Bei der Musikproduktion sieht es ähnlich aus. Apples Garage Band erschlägt Einsteiger mit Optionen; es braucht Geduld, sich zurechtzufinden. Wenn die Basics drin sind, lockt schon Logic, der große Bruder von Garage Band. Damit arbeiten viele Profi-Studios.
Bevor du in den Appstore stürmst: Apple bietet ein „Pro Apps Bundle“ für Bildungszwecke an. Über Uni-Days musst du deine Bildungseinrichtung nachweisen und kannst dann für 230 Euro ALLE professionellen Apple-Programme herunterladen. Dazu zählen neben Logic und Final Cut der Video-Codierer Compressor, die Livemusik-App MainStage und das Animationsprogramm Motion. Das ist keine schlechte Investition. Allein Logic kostet als einzelnes Programm bereits 200 Euro.
Video- und Musikproduktoion hat Apple selbst drauf. Es lohnt sich nur in Spezialfällen, andere Software anzuschaffen. Bei der Bildbearbeitung und beim Grafikdesign sieht die Sache schon anders aus. Hier ist Apple mangelhaft aufgestellt. Früher bot Apple mit Aperture (engl. für Blende) mal eine professionelle Bildbearbeitung. Heute gibt es nur noch das integrierte Fotos. Für Urlaubsbilder reicht das auch. Es lassen sich Fotos, sogar Kamerarohdaten, grundlegend bearbeiten. Doch schon bei einfachen Bildmanipulationen muss etwas anderes her.
Wer jetzt vorschnell zu Adobe Photoshop oder Lightroom (Classic) greift, hat nicht unbedingt etwas falsch gemacht, ist aber teuer bedient. Die Programme gibt es als Bundle für 12 Euro – im Monat. Das Abo-Modell hat viele User vergrätzt. Für ambitionierte Privatanwender sind 144 Euro im Jahr vielleicht noch machbar. Professionelle Dienstleister müssen für alle Programme, darunter InDesign, Illustrator, After Effects und Premiere, jedoch schon 62 Euro pro Monat blechen. Das ist immens. Früher reichte mitunter für mehrere Jahre eine alte Programmversion, die zwar auch nicht billig war, aber lange unterstützt wurde und den meisten Aufgaben gewappnet war.
Abhilfe gegen den Abo-Wahnsinn schafft die Firma Serif. Mit Affinity Photo, Designer und Publisher gibt es für einmalig (!) je 55 Euro ein Gegenmodell, das schon viele Kreative überzeugt hat. Wer schon an die Adobe-Programme Photoshop, Illustrator und InDesign gewöhnt ist, findet sich zwar nicht immer gleich zurecht. Mit etwas Gewöhnung gehen aber die meisten Aufgaben über die Bühne.
Coole Apps für deinen neuen Mac – noch mehr Tipps
Dein neuer Mac macht es dir einfach, loszulegen. Mit der Zeit und Nutzungserfahrung werden dir aber auch die Grenzen der Programme bewusst. Ich habe hier nur Programme aufgelistet, die ich selbst schon genutzt habe und die ich empfehlen kann. Es ergibt oft Sinn, dass du mehrere Apps testest, bevor du dich festlegst. Wenn du dir nicht sicher bist, welche Programme sich als Ersatz anbieten, sei dir die Website alternativeto.net empfohlen. Dort kannst du ein Apple-Programm eingeben und bekommst Alternativen aufgezeigt, die dieselbe Aufgabe erledigen und womöglich besser zu deinem Workflow passen. Viel Spaß beim Ausprobieren!