
Schulden sind tabu, meinen viele Politiker. Sie verwechseln ihre eigenen Finanzen mit denen des Staats. In puncto Sparsamkeit kannst du dir sie zum Vorbild nehmen. Doch der Staat sollte anders handeln.
Das erste Taschengeld. Kannst du dich erinnern? Die eine Mark? Der eine Euro? – pro Woche. Für ein paar Süßigkeiten und ein billiges Spielzeug hat’s gereicht. Für mehr mussten Oma und Opa ran. Sie hatten ja schon ihr ganzes Leben Zeit zu sparen.
Schulden machen? Die Deutschen sparen lieber
Damals, vor 20 Jahren, hat sich Sparen noch gelohnt. Es gab fette Zinsen – 5 oder 6 Prozent bei der Bank. Um ihr Geld mussten sich Oma und Opa nicht kümmern. Das hat der Bankkaufmann gemacht. Und auch der brauchte nicht viel zu tun.
Heute lohnt sich Sparen nicht mehr. Die Zinsen sind mickrig. Stattdessen sind ETF-Sparpläne beliebt. Sie folgen aber der gleichen Annahme: Das eigene Geld lieber zurücklegen.
Die Politiker machen es vor. Die Schwarze Null steht im Grundgesetz. Dabei begreifen die Politiker nicht: Wenn jeder spart, ist das schlecht. Es gibt dann ein fettes Loch in der Gesamtnachfrage unserer Wirtschaft; sie schrumpft.
Damit die Wirtschaft wieder wächst, muss der Staat das Loch stopfen. Am besten lässt er es sogar überquellen, damit die Wirtschaft wieder wächst – und am Ende alle gewinnen.
Staatliche Schulden sorgen für mehr Nachfrage
Doch nach der großen Finanzkrise von 2007/08 machten die Politiker das Gegenteil: Sie sparten. Damit würgten sie die wirtschaftliche Entwicklung in Europa ab.
Besonders Deutschland hatte eines nicht verstanden: Die Privatwirtschaft kann sich nicht beim eigenen Schopf packen. Es braucht staatliches Geld, also Schulden. Das wollte der sparsame Schwabe Wolfgang Schäuble nicht verstehen.
Aber halblang: warum Schulden? Die sind doch schlecht. Die müssen wir ja in Zukunft zurückzahlen.
Doch was ist besser: ein Aufschwung durch Schulden? Oder eine Krise, die sich endlos zieht? Viele Ökonomen glauben, dass wir schneller aus der Krise von 2007/08 gekommen wären, wenn wir mehr Schulden aufgenommen hätten.
EU-Programm: Schulden machen leicht gemacht
Heute, in der Corona-Krise, hat die Politik gelernt: Die EU hat ein großes Programm aufgelegt, womit sich die Staaten praktisch kostenlos verschulden können. Es wird diskutiert, das Programm länger zu betreiben, als es die Corona-Krise erfordert. Denn die Nachfrage wird wohl auch nach Corona nicht ausreichen, um uns aus der Dauerkrise herauszuholen.